#1

Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 16.03.2013 09:52
von darksoul • 135 Beiträge

Hallo Alle,

ich möchte Euch, speziell diejenigen, die unter homonymer Hemianopsie leiden, auf eine tolle Möglichkeit hinweisen, die das Gesichtsfeld etwas erweitern kann: eine prismatische Brille mit Peli Lens!

Die US-amerikanische Firma Chadwick Optical stellt Briilengläser mit der sog. Peli-Lens her, wodurch das Gesichtsfeld um ca. 20-30 Grad im oberen und unterem peripherem Gesichtsfeld erweitert werden kann. Zur Probe kann man prismatische Folien auf eine bestehende Brille kleben. Wenn es einem hilft, kann man das dann in Gäser "einbauen".

Man darf nicht zu viel erwarten, aber es gibt mir mehr Sicherheit, weil ich Gegenstände oder Personen, die von links meinen Weg kreuzen, deutlich früher erkennen kann. Es ist einfach klasse, wieder etwas links der Mittellinie wahrzunehmen.
Die Gläser werden wie gesagt in den USA gefertigt, und die Brille fertigt mir Herr Cagnolati in Duisburg an.

Hier die relevanten Internet-Links: Chadwick Optical
Optometrie Cagnolati, Duisburg

Ich hab die Brille jetzt bestellt, werde dann mal meine Erfahrungen posten.

Liebe Grüße
Georg


Seitdem ich sehbehindert bin, sehe ich manche Dinge klarer.

zuletzt bearbeitet 16.03.2013 09:58 | nach oben springen

#2

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 16.03.2013 15:54
von flossie • 2 Beiträge

Hallo Georg,

bin auf folgende Seite aufmerksam geworden. http://www.hemianopsia.net/hemianopsia-eyewear/ und erst dann auf 'Blickfeld' und Deinen Eintrag.

Dort werden insgesamt drei verschiedene Systeme vorgestellt. Bist Du auch über dies beiden anderen Systeme/ Linsen informiert worden. Meine Schwester leidet seit 4 Monaten unter homonymer Hemianopsie (links). Bin sehr gespannt auf Deinen Erfahrungsbericht.

LG Ulla

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#3

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 17.03.2013 13:03
von darksoul • 135 Beiträge

Hallo Ulla,

Nein, die anderen Systeme kannte ich noch nicht. Scheinen mir aber sehr ähnlich zu sein, und auch vom gleichen Entwickler (Dr. Eli Peli). Wenn Du mehr über die beiden anderen Systeme herausfindest, wäre es schön, wenn Du hier die Unterschiede erklären könntest.

Alles Gute für Dich und Deine Schwester!

Liebe Grüße
Georg

PS: Die Brille hat 2-3 Monate Lieferzeit, daher wird mein Bericht noch etwas dauern.


Seitdem ich sehbehindert bin, sehe ich manche Dinge klarer.

zuletzt bearbeitet 17.03.2013 13:05 | nach oben springen

#4

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 26.04.2013 08:22
von darksoul • 135 Beiträge

Gestern habe ich meine Brille mit Peli-Lens bekommen.

Die beiden Prismen sind ins linke Glas "hineingefräst", sind deutlich sichtbar, aber ok, über kosmetische Details kann ich mich nicht aufregen.

Der erste Eindruck ist super. In zwei Streifen links oben und links unten im anopen Halbfeld kann ich Objekte nun deutlich früher entdecken. Es ist natürlich kein Sehen wie früher, dafür ist die Gesichtsfelderweiterung zu klein. Aber sie wird mir eine gute Hilfe bei der Vermeidung von Kollisionen sein, und damit meine Sicherheit im Alltag verbessern.

Ähnlich wie bei einer Gleitsichtbrille muss man sich erst daran gewöhnen. Wieder eine Wahrnehmung links der Mittellinie zu haben, ist ein tolles Gefühl.

Welche Gesichtsfelderweiterung mit der Peli-Lens erreichbar ist, kann man auf dieser Seite in der Perimetrie erkennen.

Liebe Grüße
Georg


Seitdem ich sehbehindert bin, sehe ich manche Dinge klarer.

zuletzt bearbeitet 26.04.2013 08:28 | nach oben springen

#5

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 01.05.2013 10:06
von flossie • 2 Beiträge

Hallo Georg,

vielen Dank für die Schilderung Deiner ersten Eindrücke mit den neuen Peli-Linsen.

Auf der Seite, die Du unten angegeben hast, sieht es so aus, als würdest Du im Bereich der eingefrästen Linsen wieder über die Mitte hinaussehen. Aber Deine tatsächliche Sicht muss ja doch eine andere sein, als in der Darstellung '30º Expanded Hemianopic Field with 57 diopter Peli Lens™' wiedergegeben. Denn sonst würde es doch Sinn machen das gesamte Brillenglas so zu bearbeiten und nicht nur zwei Stellen.

Kann man sich die Gesichtsfelderweiterung so vorstellen > http://www.eri.harvard.edu/faculty/peli/...ecare%20vid.pdf < (s. Bild Figure 2) oder WIE siehst Du jetzt mehr?

Ich nehme an, dass die Krankenkasse die Kosten der Brille eher nicht übernimmt. Daher würde mich interessieren, was so etwas ungefähr kostet und wie Du den Nutzen insgesamt einschätzt. Für eine abschließende Bewertung ist es wohl noch viel zu früh. Du musst Dich sicher erst einmal an die Gläser gewöhnen.

LG Ulla

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#6

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 01.05.2013 14:32
von darksoul • 135 Beiträge

Hallo Ulla,

das gesamte Brillenglas geht nicht, weil dann das zentrale Sehen durch das Prisma beeinträchtigt wäre. Man guckt durch den Spalt zwischen dem oberen und unteren Prisma. Die Gegenstände, die ich dann wieder erkennen kann, sind auch nicht wirklich GENAU an dem Ort, wo ich sie sehe, sondern leicht "verrückt" oder verschoben. Das erklärt sich aus der Funktionsweise der Prismen, die ja die Lichtstrahlen in den gesunden Bereich hin verschieben.

Aber es geht ja darum, überhaupt wieder etwas wahrnehmen zu können, das einem in den Weg kommt.

Wenn ich im blinden Bereich etwas wahrnehme, dann soll ich durch Augen- oder Kopfbewegung das zentrale Sehen daraufhin ausrichten. So empfahl mir das mein Optometrist.

In deinem Link ist es ganz anschaulich.

Meine Krankenkasse hat sich in einem halbjährigen Diskussionsprozess bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen. Als Einzelfallentscheidung.

Lt. MDK Gutachten wäre es abgelehnt worden, die haben überhaupt keine Ahnung, worum es geht. Ein Telefonat mit dem Chef der Hilfsmittelabteilung hat dann den Durchbruch gebracht, nebst schriftlicher Empfehlung meines Neurologen. Man braucht einen langen Atem, aber es hat sich gelohnt.Die Gläser (ein prismatisches und ein normales Korrektionsglas) kosteten 1057,--€ inkl. Gebühren / Zoll / Versandkosten. Das hat meine KK übernommen. Dazu halt noch das Brillengestell, das ich selbst bezahlt habe.

Zum Nutzen darf man nicht zuviel erwarten. Aber die Brille hat schon geholfen. Beim Spazierengehen letztlich hat sie mich davor bewahrt, in meine Schwägerin hineinzulaufen.
Es ist wie diese Spiegel, die man sich in die Aussenspiegel klebt, mit denen man in den toten Winkel schauen kann. Es hilft, Objekte zu detektieren. Nicht mehr und nicht weniger.

Hier ein Foto des guten Stücks (hier klicken)

LG
Georg



.


Seitdem ich sehbehindert bin, sehe ich manche Dinge klarer.

zuletzt bearbeitet 01.05.2013 17:41 | nach oben springen

#7

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 24.09.2013 20:45
von michael • 9 Beiträge

Hallo DARKSOUL,

hast Du nun diese Brille schon, und wie kommst Du damit klar?

Lohnt es sich diese Optiker aufzusuchen? Er bietet ja schon einiges lässt sich dieses aber auch extra bezahlen ( finde ich erstmal in Ordnung ).
Bitte schick mal eine Rückmeldung raus. Ich würde gerne auch dieses noch probieren.

Danke schon mal

Michael

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#8

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 24.09.2013 21:01
von darksoul • 135 Beiträge

Hallo Michael,

Ja ich habe diese Brille schon, das Foto ist ein Originalfoto meiner Brille.

Es ist schon gewöhnungsbedürftig, diese Brille zu tragen. Aber das ist eine Gleitsichtbrille auch.

Nun, was bringt es?

Du hast zwei kleine Fensterchen, die Dich ins blinde Feld hineinschauen lassen, wenn Du geradeaus schaust. Wie erwähnt, darf man nicht zuviel erwarten. Es hilft manchmal, kollisionen zu vermeiden. Am besten probierst Du es aus. Es gibt die Prismen als Folien zum Aufkleben auf Deine normale Brille. Dann kann man entscheiden, ob es einem das Geld wert ist oder nicht.

Viele Grüße
Georg


Seitdem ich sehbehindert bin, sehe ich manche Dinge klarer.

zuletzt bearbeitet 24.09.2013 21:04 | nach oben springen

#9

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 25.09.2013 23:19
von michael • 9 Beiträge

Hey, die fotos habe ich gesehen auch die anderen aus dem Internet.
Ich nehme an, du warst bei dem Opitker in Duisburg, oder? Meine Frage ist lohnt es sich dorthin zufahren und das Geld auszugeben, hat der Optiker das Rad zumindest teilweise neu erfunden?
Hast du denn mit dieser Brille die theoretische Möglichkeit evtl. wieder Autofahren zu dürfen?

Bis dann Michael

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#10

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 26.09.2013 10:26
von darksoul • 135 Beiträge

Nein, Autofahren geht damit auch nicht, dafür ist die Verbesserung zu klein. 20 bis 30 Winkelgrade in zwei kleinen Fensterchen reicht nicht aus. Herr Cagnolati hat das Rad nicht neu erfunden. Die Perimetrie auf der Seite von Chadwick Optical zeigt Dir, was geht. Die haben auch noch eine etwas andere Version der Brille, mit denen Amerikaner in einzelnen Bundesstaaten wohl manchmal wieder fahren dürfen, was aber wohl eher an den laxeren Gesetzen dort liegen dürfte.


Seitdem ich sehbehindert bin, sehe ich manche Dinge klarer.
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#11

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 26.09.2013 16:11
von pechvogel93 • 61 Beiträge

jetzt bin ich auch mal ein bisschen neugierig geworden. wenn die brille 20-30 sehwinkelgrad bringt dann schafft man locker die 120 grad! aber anscheinend kostet die brille einen haufen geld. bezahlt das nicht die KK? also den nutzen kann sie definitiv nicht abstreiten!!!


Die zeit heilt alle wunden
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#12

RE: Prismatische Brille bei Hemianopsie

in Tipps für den Alltag 13.12.2013 08:50
von Juniperus • 19 Beiträge

Hallo, das erinnert mich an eine alte Hemianopikerbrille von Zeiss Jena, die ich in den 70ern verschrieben bekam aber nie als hilfreich empfand. Über beiden Gläsern sind kleine ovale Spiegel an Bügeln angelötet, die ein Doppelbild erzeugen mit Inhalt vom blinden Bereich auf das normale drauf. Meine Augenärztin meinte damals, ich müsste damit in einer Art Reha üben aber keiner hatte Ahnung davon und ich habe es bald in die Ecke gehauen. Es hat mich nur verwirrt und gestört. Ich habe mir dann eingebläut eben dauernd nach rechts zu schauen, das half mehr. Die Brille ist auch ein ziemliches Monstrum, was einen garantiert zum Gafferobjekt macht. Aber das trifft wohl eingeschränkt auch auf diese moderne Ausführung noch etwas zu (?). Auf jeden Fall würde ich das erst einmal testen, wenn man nicht gerade Geld wie Heu hat.
Überlegenswert fand ich dagegen mit einem Spiegel neu Lesen zu lernen - also in der Spiegelschrift zu lesen von rechts nach links, dann sieht man immer den Test, den man noch vor sich hat aber das lohnt sich wohl nur für Kinder die noch nicht lesen können. Bei Erwachsenen hat sich Auge und Kopf schon sehr an die Schriftbilder – Umlaute etc. gewöhnt, sodass es wohl viel Zeit in Anspruch nehmen würde, bis man etwa vergleichbare Leseleistung erreicht...
Auto fahre ich auch so oder soll man darüber hier besser die Klappe halten? Ist sicher rechtlich eine Grauzone.

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